Piriformis-Syndrom oder Bandscheibenvorfall?
Shownotes
Prof. Dr. med. Christian Woiciechowsky Privatpraxis für Neurochirurgie, Rücken- & Sportmedizin und Schmerztherapie Tauentzienstr. 7B/C 10789 Berlin Tel.: 030 26396480 oder 030 89048503 FAX: 030 263964811 WhatsApp: https://wa.me/message/5XRR2QVMDOZ2J1 email: prof@woiciechowsky.de www.neurochirurgie-berlin.org www.kreuzschmerzen.org https://www.youtube.com/c/SpineExpert https://x.com/SpineBerlin https://www.facebook.com/Rueckenzentrum.Berlin https://www.instagram.com/spineexpert
Link zum YouTube Video zum Piriformis-Syndrom https://youtu.be/uonHL-sF4oU?si=7qe49LpwYzJV7dod
Transkript anzeigen
00:00:00: Guten Morgen, guten Tag, guten Abend! Wo auch immer Sie sind und zu welcher Tag der Nachzeit Sie unseren Podcast hören. Willkommen zurück!
00:00:10: Hier sind wir wieder und wir sprechen normalerweise immer über die Wirbelsäule beziehungsweise über Rückbeschmerzen, Bandscheinvorfälle, alles was im Zusammenhang mit dem Drückenbeschwerden steht.
00:00:24: Und heute nehmen wir mal eine Angelegenheit in Angriff, die nicht direkt mit dem Rücken zusammenhängt, aber eben ein Differenzialdiagnose von Bandscheinvorfällen ist.
00:00:40: Das heißt, alles dort darauf hin, dass es ein Bandscheinvorfall ist, aber wir machen ein Bild bzw. der Arzt schickt den Patienten zum MRT, Patient kommt wieder und es ist kein Bandscheinvorfall zu sehen.
00:00:55: Das heißt, nicht alles was wie ein Bandscheinvorfall kinesisch aussieht, muss auch wirklich ein Bandscheinvorfall sein.
00:01:02: Und wie sieht halt ein Bandscheinvorfall aus? Das Klassische ist eben, dass wir diese typischen ins Bein australenden Schmerzen haben, vielleicht auch mal eine Kribbelpaste siehe, also Gefühlsstörungen, Ameisen laufen etc.
00:01:17: Und wenn wir dann zum Arzt gehen und dieses Beschwerdebild schildern, dann wird häufig der Verdacht auf einen Bandscheinvorfall ausgesprochen und dann die entsprechende Diagnostik eingeleitet.
00:01:29: Aber was kann es denn sein, wenn es eben kein Bandscheinvorfall ist, aber die Beschwerden eben so sehr einem Bandscheinvorfall ähnen.
00:01:38: Und diese klassische Differenzialdiagnose ist das sogenannte Piriformes-Syndrom.
00:01:45: Der Muskulospiriformes, das ist der bürnenförmige Muskel, der zieht von der Vorderseite des Kreuzbeins durch das sogenannte Vorrahmen Isciaticum maius, hin zum Oberschenkelknochen und dort eben speziell zu sogenannten Trojanter maius, zum großen Rollhügel.
00:02:09: Und was macht der Muskel? Der Muskel kann dadurch einerseits den Oberschenkel außen rotieren und andererseits auch eben den Oberschenkel das ganze Bein abduzieren, das heißt sozusagen seitlich abheben.
00:02:25: Und was ist das Problem? Das Problem ist, dass unterhalb dieses Muskels der Nervus Isciaticus langläuft.
00:02:35: Und darunter ist noch ein Band, das Ligamentum Sacrospinale, und dadurch ist eben das Vorrahmen, also diese Öffnung, wo der Muskel durchtritt und wo unten eben der Nerv rauskommt, ziemlich dicht.
00:02:50: Und wenn eben zum Beispiel der Muskel etwas anschwillt, dann kann es eben für den Nerven eng werden und dadurch kann der Nerv eben entsprechend reagieren und zu beschwerden.
00:03:02: Ich habe das ganze auch schon auf meinem YouTube Kanal an einem Modell verdeutlicht, das kann sich hier mal anschauen, das ist sicherlich sehr, sagen wir mal, plastisch und einprägsam, wenn man sich das noch zusätzlich eben zu dem Podcast anschaut.
00:03:21: Also wie gesagt, das Problem ist im Prinzip das Gleiche wie beim Bandscheinvorfall, ein Nerv ist eingeklemmt, aber der Nerv ist eben nicht durch einen Bandscheinvorfall eingeklemmt, sondern eben durch einen Muskel etwas weiter tiefer.
00:03:36: Nun ist halt die Frage, wie kann ich das vielleicht noch zuerst sich beweisen, aber ich habe jetzt erstmal nur den Verdacht, ich habe eine Symptomatik, die einem Bandscheinvorfall ähnelt, aber ich sehe sozusagen keinen Bandscheinvorfall im MRT und erhebe den Verdacht auf Bioreforme-Syndrom und du möchtest gerne auch beweisen.
00:03:56: Beweisen bedeutet, dass ich den Muskel so ein bisschen unter Stress setze, das heißt, ich versuche dieses Vorrahmen, also diese Öffnung, wo Muskeln und Nerv sich befinden, noch zu verdichten und das mache ich in erster Linie, indem ich sozusagen die entgegensetzte Bewegung ausführe, die der Muskel normalerweise ausführt.
00:04:20: Das heißt, der macht ja eine Außenrotation und eine Abduktion, dadurch wird er ja gedehnt.
00:04:26: Das heißt also, mit diesen Bewegungen würde ich eher das Vorrahmen öffnen, aber wenn ich die gegenläufige Bewegung mache, das heißt, ich mache eine Abduktion und eine Inrotation, Inflexion sozusagen in Beugung, dann verdichte ich das Vorrahmen und dadurch kann ich eben auch die entsprechende Schmerzsymptomatik auslösen.
00:04:46: Das ist für mich der wichtigste Test. Es gibt noch so ein paar andere Bestätigungs-Tests, auch für mich ist sozusagen dieser Test, der das am besten dann auch letztendlich zeigt.
00:04:58: Die Frage ist manchmal auch, kann man das noch mit einem MRT zusätzlich beweisen? Wir sind ja sehr bildfixiert, wir wollen gerne auf Bildern auch wirklich einen dickeren Muskel sehen.
00:05:11: Man kann es versuchen, es gibt bestimmte Möglichkeiten, den Muskel gut im MRT abzubilden und dann im Seitvergleich zu vermessen.
00:05:21: Aus meiner Erfahrung ist es aber so, dass das wirklich eher selten gelegnt, weil entscheidend ist ja, wann ist der Muskel dicker und der Muskel ist halt dicker, wenn wir uns belasten.
00:05:33: Man kann beispielsweise lange sitzen oder laufen, das ist auch eine typische Läuferkrankheit, weil der Muskel auch mal angespannt wird, vor allem wenn das Laufbild nicht so ganz harmonisch ist oder vielleicht so ein bisschen dysfamonisch uns fortbewegen.
00:05:51: Wenn wir auf einer Seite vielleicht mehr belasten, dann kann es passieren, dass der Muskel so ein bisschen anschwillt und dann eben den Nerven abdrückt.
00:05:59: Das heißt, wir müssten schon, wenn dann eher so ein MRT machen, nach einer gewissen Belastungsphase, wo eben dann wirklich auch was zu sehen ist.
00:06:09: Für mich ist es wichtiger, als dieser Bildbeweis ein klinischer Test, wo ich den Muskel mit einem lokalen Anasthetikum ein bisschen betäubert, ein bisschen entspannen.
00:06:23: Das kann man gut unter dem Ultraschall machen, man kann den Muskel sehr gut unter dem Ultraschall sehen, der befindet sich hier nach dem zwischen 5 und 8 cm Tiefe.
00:06:34: Das kann man im Ultraschall sich darstellen und kann den Muskel dann auch sicher punktieren.
00:06:40: Man kann das zusätzlich auch noch stimulieren, damit man wirklich auch sieht, dass die Nadel mittel Muskel ist und kann dann eben ein lokalen Anasthetikum applizieren.
00:06:52: Dadurch wird der Muskel entspannt und wir können dann den Patienten halt sagen, er soll sich jetzt belasten, er soll halt viel sitzen oder laufen, je nachdem, was die Beschwerin hier vorgerufen hat, um dann zu sehen, ob dadurch wirklich ein positiver Effekt entstanden ist.
00:07:06: Man kann das Ganze auch unter dem CT machen oder unter dem Röntgen, da kann man auch Kontrastmittel applizieren und dann auch sehen, dass man sich im Muskel befindet.
00:07:16: Aber ich finde, das sind natürlich zusätzliche Strahlenbelastungen und wenn man ihm Strahlenbelastung vermeiden kann, dann sollte man das tun.
00:07:25: Und im Ultraschall sehe ich den Muskel sehr sicher, sodass ich halt...
00:07:29: das nicht benötige, irgendwie das ganze in CT oder im Röntgen zu sehen. Was kann man dann
00:07:37: therapeutisch machen, wenn man eben das Pyriformes-Syndrom als Ursache der Beschwerden nachgewiesen
00:07:43: hat? Man kann natürlich mit entsprechenden Dehnungsübungen, also Physiotherapie, machen,
00:07:49: um eben dann den Muskel bewusst zu entspannen. Das hilft natürlich zwischenzeitlich auch,
00:07:55: aber wenn wir eben weiter belasten, so ist meine Erfahrung, dann kommen die Beschwerden häufig
00:08:01: wieder, weil das Problem ist halt, wir müssten eben diese Belastungssituation vermeiden, was wenn
00:08:07: möglich getan werden sollte. Es gibt auch diese typischen Sitzringe, wo immer eben den Muskel
00:08:12: entlasten kann. Das kann natürlich alles versucht werden und sollte auch versucht werden. Die Frage
00:08:18: ist, hat man eben trotzdem, falls das Ganze nicht zum gewünschten Erfolg führt, gibt es eine
00:08:23: Möglichkeit, dann wirklich das Problem anzugehen und meine Erfahrung ist, dass man das ganz gut
00:08:30: mit Botox, das heißt mit Botolinumtoxin machen kann. Das kennt man vielleicht so aus der Kosmetik,
00:08:38: denn viele wollen gerne ihre Falten wegbekommen und dadurch eine glattere Haut und was mache ich?
00:08:45: Ich werde also den Muskel, der eben zusammenzieht und diese Falten hervorruft, mit dem Botolinumtoxin
00:08:52: ausschalten. Botolinumtoxin ist ja ein so ein nerven Gift, weil es eben die Ausschüttung von bestimmten
00:09:01: Brotenstoffen verhindert und dadurch eben diese ganzen Aktivierungsprozesse, die dann im Muskel
00:09:08: ablaufen, eben stoppt. Das kann ich dann eben auch in den Periformesmuskeln initiieren. Ich werde
00:09:14: dadurch jetzt nicht den Muskel, wie ich mal sagen, komplett lahm legen, das will ich auch nicht,
00:09:18: weil der Muskel hat eine gewisse Funktion. Aber ich kann vielleicht 20 Prozent der Muskelfasern,
00:09:24: wie ich mal sagen, lahm legen und dadurch eben den Muskel entspannen und eben dadurch den Druck
00:09:29: vom Nerven nehmen, auch wenn der Muskel beim Sitzen etc. wieder anschwelt. Dadurch, dass eben 20
00:09:37: Prozent weniger Muskelfasern anschwellen können, bleibt im genug Platz für den Nerven und die
00:09:42: Symptomatik bildet sich zurück. Also mit dem Botolinumtoxin habe ich wirklich sehr gute Erfahrungen
00:09:48: gemacht. Man muss ihm nur eins wissen, Botolinumtoxin wirkt nicht sofort. Ein Lokalaesthetikum
00:09:54: wirkt sofort, dass ihm nicht, weil es halt diese Ausschüttung verhindert, aber wenn ihm diese
00:09:58: Brotenstoffe noch noch da sind, dann dauert das ein bisschen, bis die sozusagen völlig verbraucht
00:10:04: sind und man weiß aus Erfahrung, dass die Wirkung so nach einigen Tagen einsetzen kann. Man hat
00:10:10: meistens den maximalen Wirkungseintritt so nach ein bis zwei Wochen und das hält dann auch drei, vier,
00:10:16: manchmal ein halbes Jahr an, je nachdem, wie das dann wieder abgebaut wird und dann eben diese
00:10:22: Brotenstoffe wieder neu gebildet und dann eben der ganze Prozess wieder einsetzt. Wichtig ist
00:10:31: natürlich auch während dieser Zeit, wo eben das Botolinumtoxin wirkt und man eben weitgehend
00:10:37: beschwerdefrei ist, daran arbeitet die Ursache, das Problem zu beseitigen. Also wenn es ein, sagen
00:10:43: wir mal ungünstiger Laufstil ist, dann muss man in seinem Laufstil arbeiten, vielleicht mal eine
00:10:48: Laufanalyse machen und vielleicht brauchen bestimmte Schuheinlagen etc. um eben die
00:10:54: Laufharmonie wieder herzustellen. Wenn es da sitzen ist, kann man sich auch überlegen, ob man
00:10:59: ein anderes Möbelstück hat, Sitzpositionen wechselt, auch eben mit Stehtischenarbeit etc. Also man
00:11:07: muss natürlich schon eben während der Zeit, wo eben das Botolinumtoxin wirkt und man beschwerdefrei
00:11:12: ist, einiges tun, damit wenn eben die Wirkung nach ist, die Beschwerden nicht wiederkommen. Auch die
00:11:20: Physiotherapie sollte natürlich optimiert werden, das heißt diese ganzen Dehnungsübungen für den
00:11:24: Muskel sollte man machen, um da auch wirklich den Muskel entsprechend vorzudehnen, damit auch dann
00:11:30: wirklich eine optimale Ausgangsposition da ist, wenn eben das Botolinumtoxin nach ist, dass der Muskel
00:11:37: dann eben für die nächste Zeit auch entspannt ist und mit der Optimierung vom Laufstil mit
00:11:43: der Optimierung der entsprechenden Möbelsitzposition etc. kann man dann auch das Problem auf Dauer
00:11:50: beheben. Das ganze kann man sich auch nochmal in meinem YouTube Kanal anschauen, was das vielleicht
00:11:57: noch ein bisschen anschaulicher macht, zusätzlich zum Podcast. Ich hoffe es war interessant auch mal
00:12:02: eben ein anderes Thema zu behandeln, was sehr wichtig ist, weil eben nicht alles, was wie ein
00:12:08: Bandscheinvorfall aussieht, muss auch wirklich ein Bandscheinvorfall sein, da muss man manchmal
00:12:13: kritisch sein und halt auch mal Bilder im kritisch betrachten und eben auch andere Ursachen mit in
00:12:20: die Diagnose einbeziehen und eben entsprechend abklären. Ich werde auch demnächst mal wieder so ein paar
00:12:28: Nischenthemen behandeln. Jetzt hatte ich auch Patienten mit Tarloftsisten. Ich glaube Tarloftsisten
00:12:33: auch ein sehr interessantes und spannendes Thema, auch wenn es nicht so häufig als Ursache von
00:12:39: Beschwerden vorkommt, aber sehr häufig diagnostiziert wird, als zufallsbefund auf MRT-Bildern, weil wir
00:12:44: eben ziemlich schnell MRT-Bilder machen bei Beschwerden. Und dann sehen wir natürlich auch vieles auf den
00:12:50: Bildern und dann kommt Patienten auch mit Tarloftsisten und dann wird man auch versuchen natürlich die
00:12:55: Tarloftsisten das Beschwerdebild einzugliedern, aber da muss man auch wirklich vorsichtig sein, damit man
00:13:00: keine falschen Schlüsse zieht und dann vielleicht auch entsprechend falsche oder, sagen wir mal, nicht
00:13:05: sinnvolle Behandlungskonzepte entwickelt. Ich würde mich auch freuen, wenn auch andere Themenvorschlägen
00:13:14: kommen aus dem Publikum, aus der Zuruhrschaff von Patienten, wo sie vielleicht eine Frage haben
00:13:20: oder vielleicht irgendwas nicht verstanden haben oder mit irgendwas unsicher sind, dann bitte an
00:13:26: mich wenden, bitte an die Mail schreiben, bitte irgendwas in den Kommentaren hinterlegen, damit
00:13:32: wir dann auch wirklich gut miteinander interagieren können, damit das für alle vom Vorteil ist und
00:13:36: wir sozusagen dem Podcast schön am Leben erhalten und dadurch halt auch für alle interessant bleiben.
00:13:42: Ich werde auch nächste Woche mit unserer Physiotherapeutin vielleicht auch einige Übungen zeigen und
00:13:51: aufnehmen und dann den YouTube Kanal stellen, Dehnungsübungen für die Periformis, wo man halt
00:13:57: auch selbst mal gucken kann, wenn man ihn beschwerden hat und mal ihm den Periformis dehnt, ob
00:14:03: dann zum Beispiel die Beschwerden zurückgehen, dann kann man auch Schlüsse ziehen, dass es vielleicht
00:14:07: dann ein Periformis-Syndrom ist. Ich werde auch mal schauen, dass wir demnächst auch wieder ein paar
00:14:12: Interviews machen, die die Sache auch nochmal interessant gestalten. Ich habe auch mal meine
00:14:17: Tochter, was demnächst auch ein Interview dabei sein. Sie ist ja Fitness-Trainerin und ich habe
00:14:22: auch häufig eben die Frage, was kann ich nach einem Bandschreibenvorfall in dem Fitnessstudio noch
00:14:28: machen, was darf ich nicht machen, wo ist das Risiko etc. Und ich denke mir, damit jemand professionell
00:14:34: mal ein Interview zu geben, ist sicherlich für alle vom Vorteil. Also wie gesagt, ich freue mich
00:14:40: über Kommentare, ich freue mich über entsprechende Mails zu Themen fragen und natürlich freue ich
00:14:47: mich dann über Likes in dem Podcast oder auf dem YouTube Kanal, damit wir eben entsprechende
00:14:53: Reichweite haben können. Vielen vielen lieben Dank.
Neuer Kommentar